Tagebuch Marokko 19.03.2016 – 26.04.2016
1. Tag: Samstag, 19.03.2016
Eine Woche intensivstes Packen des Jeeps…Dachzelt, Kisten, Kanister, Kühlbox, Hundebox, Lebensmittel, …alles was man für 5 Wochen so braucht :-), und somit eine fast unlösbare Aufgabe bei einem kurzen Wrangler, liegt hinter uns. Geschafft!!!
Um 3:30 Uhr verlässt das Pistenrudel seinen Heimatort und macht sich auf Richtung Genua, um dort die Fähre mit Ziel, Marokko zu „besteigen“. 5 1/2 Unbekannte, spannende Wochen liegen vor uns und eine angenehme Aufregung begleitet unsere Fahrt.
Um 7:15 Uhr treffen wir an der Autobahnraststätte Rheintal auf André’s Bruder mit Familie…Roger, Jutta, Leon und Dennis vom Team „fernab.de„, die uns, zu unserer großen Freude, zwei Wochen begleiten :-). Ihr Bulli T5 California ist super aufgerüstet mit Allrad, Sperre, Schnorchel, Luftfahrwerk, AT-Bereifung, Sandblechen, usw…. alles was man für eine Abenteuerreise braucht.
Gemütlich, bei angenehmen Verkehr und kurzen Pausen mit Brotzeit und Sonnenschein, erreichen wir um 12:30 Uhr Genua. Am Fähranleger für uns ein problemloser Check-in, Roger muss nochmal zum GNV-Schalter, da auf dem Ticket das Kennzeichen falsch eingetragen ist.
Dann stehen wir alle aufgereiht mit vielen interessanten Allradfahrzeugen und „marokkanisch“ unglaublich bepackten Fahrzeugen in den Warteschlangen für die GNV-Fähre „Exelsior“. Zeit für den Austausch von Fahrzeug Aus- und Umbauten, Reiserouten, nützliche Infos, Abholung der Essensgutscheine am GNV-Schalter, usw…. und vor allem für nette Begegnungen. 🙂 Theoretisch auch Zeit genug für unsere alte Dame Ronja sich nochmal zu erleichtern… aber „Asphalt mag ich nicht“… typisch Altersstarrsinn. 😉
Um 16:45 Uhr sind wir tatsächlich schon auf der Fähre, am Aufzugausgang warten schon die Angestellten mit den Zimmerkarten und wir können unsere Kabine „Amici 4 Zampe“ (Kabine mit Hund) beziehen.
Voller Spannung beobachten wir dann vom Oberdeck aus die Einfahrt der restlichen Fahrzeuge, ratschen uns durch und, man glaubt es kaum, 10 Minuten VOR der geplanten Zeit legt die Fähre um 17:50 Uhr ab.
Das angestrebte Nickerchen vor dem Abendessen wird um 18:45 Uhr von der Durchsage zu Nichte gemacht, dass auf Deck 4 nun die Einreisepolizeikontrolle und Autoanmeldung stattfindet. Ein äußerst lustiges Prozedere!
Zwei Tische an denen Polizeibeamte sitzen, Zettel liegen aus und zahlreiche Menschen sitzen verteilt im Raum und füllen konzentriert weiße und grüne Zettel aus. Was zu tun ist sagt uns niemand offiziell. Wir fragen uns durch: weiß für Paßkontrolle, grün für Auto, aber, was muss man wo reinschreiben…wir geben unser Bestes. Plötzlich ein Beamter aus dem „Nichts“, nimmt uns den grünen Autozettel aus der Hand, zeichnet ihn ab und meint „Basta“!? Deutet auf den linken Tisch zur Paßkontrolle und dann fertig!
„Gedeutet“, getan, voller Tatendrang stelle ich mich hinter einige Leute, das gefühlte Ende der Warteschlange vor dem Tisch. Ups, falsch gefühlt! Eine bekopftuchte Muslima ist äußerst aufgebracht und verweist mich arabisch lautstark, wild gestikulierend ans Ende der „Schlange“…der komplette Raum schaut zu und schmunzelt, und mir wird klar, ah, die sitzenden Menschen gehören auch zur Schlange. 🙂 Also geh ich brav nach ganz hinten! Plätzchen für Plätzchen wird dann weitergerutscht…, wie die Reise nach Jerualem 🙂 bis endlich der freundliche Polizist seine Stempel in unsere Pässe klopft.
Auch Roger hat es (mit ein wenig vordrängeln) geschafft und wir können uns um kurz nach 20 Uhr in die nächste Schlange einreihen: die im Selbstbedienungsrestaurant. 🙂 Zeit genug, um herauszufinden, dass wir für unsere Essensgutscheine ein antialk. Getränk, 3 kleine Brötchen und ein Hauptgericht plus Beilage bekommen. André ergattert Schnitzel (der Abend ist gerettet 🙂 ), der Rest ißt lecker Fisch, nur Dennis muss sich mit Pommes zufrieden geben… das letzte Schnitzel hat ihm jemand 🙂 vor der Nase weggeschnappt!
Ziemlich erledigt verabschieden wir uns um 21:30 Uhr zur Nachtruhe, wir gehen nur noch mal „schnell“ mit Ronja auf Deck. Nach 15 weiteren Minuten verabschiedet sich André, er geht schon mal ins Bett! Eine Stunde später, nachdem Ronja auf mein Betteln dann doch ein großes Geschäft erledigt, weiterhin aber der Meinung ist: „die Füße mach‘ ich mir aber sicher nicht nass, ohne Wiese geht hier nix!“, geb‘ ich auf und wir begeben uns zur verdienten Nachtruhe. Vielleicht klappt’s ja Morgen…in Shallah!
Zweiter Tag: Sonntag, 20.03.2016
Nach einer unruhigen Nacht (bissi kalt und viel Klappern) ist um 8:30 Uhr auch Ronja bereit sich die Füße auf Deck nass zu machen… Endlich. 🙂
Für unsere Essensgutscheine erhalten wir zum Frühstück pro Person 1 Kaffee, 1 Saft, 1 Croissant/Gebäck…gut, dass wir noch Vollkornbrot und Käse dabeihaben!
Anschließend ratschen wir ausgiebig mit Petra und Jürgen aus Ingolstadt, die mit ihrem VW Amarok und selbstgebauter Kabine (voll cool) 4 Wochen Marokko erkunden wollen. Ihre Mitreisenden, Karin und Peter, unterwegs mit Ford Ranger und auch so einer coolen Kabine, sieht man, wenn überhaupt, nur kurz zum Essen, da die Grippe die Beiden leider voll „umgehauen“ hat.
Das Warten auf das Mittagessen verkürzen Jutta, Dennis, Leon und ich uns mit dem netten Kartenspiel „A…Loch, während André und Roger „fachsimpeln“.
Mittagessen: Lecker Fisch, alle werden satt, auch Dennis. 🙂
Um ca. 14 Uhr erreichen wir unseren Zwischenstop Barcelona und der Planet strahlt. Stühle werden zusammengesammelt und wir genießen den Nachmittag an Deck mit Lesen, Schreiben, Bier, Keksen und „Extremchilling“. 🙂
Plötzlich sprechen alle Leute von irgendwelchen Gazellen???
Fakt ist, das 160 Ralleyteams gerade die Fähre füllen: Die „Ralley Aicha des Gazelles“ und das Besondere daran, es fahren ausschließlich Frauen mit.
Staunend beobachten wir, wie u.a. rosafarbene Defender an Bord rollen, Fernsehteams das Spektakel filmen und das Schiff einen deutlichen Frauenüberhang bekommt. Blöd ist bloß, dass alles eine gefühlte Ewigkeit dauert und wir mit ziemlicher Verspätung Barcelona verlassen.
Der restliche Tag wird mit Essen und gemütlichem Beisammensein gefüllt…
Gute Nacht!
3. Tag: Montag, 21.03.2016
An Bord nichts Neues: wie immer Frühstück, mit Hund an Deck rumlaufen, Spiele machen, Ratschen….bis wir am Abend Tanger Med erreichen. Alle tummeln sich an Deck und beobachten voller Aufregung das Anlanden in Afrika. :-)))
Entgegen aller Erwartungen sind wir recht schnell am Auto und das Rausfahren geht zügig von Statten. Dann Passkontrolle, kein Problem, dann Zoll, ziemlich konfus…ein Polizeibeamter nimmt mir das „Fiche“ für das Auto aus der Hand, dann kommt keiner mehr??? „Hallo, ich bekomm doch wieder einen Zettel zurück???“ Mit meinem rudimentären Französisch quatsch ich jeden Polizeibeamten der vorbeikommt an: „Fiche???“ …aber keiner versteht, was ich will. Bis der Polizist kommt der mir den grünen Fichezettel entrissen hat…nach einigem hin und her endlich die Info, dass André wieder zur Paßkontrolle zurück muss und dort die für die Wiederausreise wichtigen Zettel zurück bekommt. Der nette Beamten nimmt ihn einfach mit, sucht die Zettel aus einem Stapel und meint „André, bon voyage!“ Somit ist alles erledigt…wir sind in Afrika! 🙂
Direkt nach den Kontrollen halten wir mit Roger an dem großen Parkplatz im Hafengelände, plündern erstmal die Geldautomaten und bestücken unsere Geldbeutel mit Dirham.
In der Dämmerung geht‘s los Richtung Ostküste…Ziel ist der Campingplatz Achakar etwa 70 km entfernt. Der Vorsatz auf keinem Fall im Dunkeln zu fahren, schon gar nicht am ersten Tag, ist damit gleich mal über den Haufen geworfen…Manchmal kommt es eben anders als man denkt. 🙂
Kurz vor dem Campingplatz leitet uns der Navi durch eine rießige Baustelle am Meer, auf der tatsächlich noch gearbeitet wird…sind wir wirklich in Marokko??? Die Straße ist allerdings gleich ein gutes Offroadaufwärmtraining. 🙂
Am Camping angekommen müssen wir für ein Nacht 70 Dirham bezahlen, pünktlich zum Zeltaufklappen beginnt es auch zu regnen…in Marokko???
Noch schnell einen Happen auf die Hand und ab in den Schlafsack. Und ausnahmsweise sind wir froh, dass unsere Ronja schlecht hört und somit frei von nächtlicher „Gewitterpanik“ selig schnarchen kann.
4. Tag: Dienstag, 22.03.2016
Ach wie herrlich ist so eine Regennacht im Zelt, gemütlich kuschelig und das Trommeln am Dach ist schön einschläfernd.
Gespannt auf den ersten Tag öffne ich unseren Zeltausstieg, blicke die Leiter hinab und glaube nicht was ich da sehe: „André wir stehen in einem See!“
Unter unsere Leiter ist eine riesige Pfütze, so tief, dass die untere Sprosse kaum mehr zu sehen ist, der Durchmesser geht weit über die Ausmaße unseres Jeep hinaus. Jetzt sind wir sicher, wir haben uns verfahren: das kann nur Island sein. :-))) Wagemutig stürzen wir uns in die Fluten. Nassen Fußes fährt André den Jeep samt aufgeklappten Dachzelt aus dem „See“.
Das Frühstück wird ganz sportlich im Stehen unter dem Dachzeltüberstand eingenommen, da es in „Island“ schon wieder regnet. 😉
Roger mit Family sitzen derweilen gemütlich in ihrem Luxuscalli, lassen aber aus Mitgefühl die Schiebetüre offen. 🙂
Glücklicherweise schaut kurzzeitig auch die Sonne mal vorbei, so dass wir unser Dachzelt gut wegpacken können….doch Marokko???
Die spärlichen sanitären Einrichtungen werden für Zähneputzen und Katzenwäsche genutzt, dann kann die Reise beginnen.
Erst wird zur nächsten Tankstelle navigiert, den Autos Futter gegeben, Kanister gefüllt, anschließend zum Supermarkt. Ein riesiger Marijane, in dem es so ziemlich alles gibt, auch europäische Produkte und hauptsächlich von reicheren Marokkanern genutzt wird. Wir sind begeistert ob der Größe und Vielfalt. Alle staunen über die großen Säcke mit Reis, Couscous, Nudeln, die offenen Gewürze, Obst und Gemüse und die kleinen Vögel, die dazwischen rumfliegen und sich bedienen. 🙂
Ausgerüstet mit Wasser, Gebäck und frischem Obst und Gemüse fahren wir durch ein unerwartet grünes Marokko mit Feldern, Bananengewächshäusern, Bächen, Eseln und auch Dromedare auf der Wiese… wir staunen. 🙂
Nachmittags erreichen wir unser Ziel: die Ruinen von Volubis,
die wohl am besten erhaltene römische Stadt Marokkos und berühmt wegen der herrlichen Mosaikfußböden.
Wir schlendern durch die riesige Ausgrabungsstätte, sind fasziniert von den gut erhaltenen Gebäuden und genießen den Blick auf das nahe gelegene Moulay Idriss.
Die an zwei Hügel gebaute Stadt ist der bedeutenste Wallfahrtsort Marokkos. Doch da der Tag schon wieder dem Ende entgegen geht, setzen wir unsere Reise fort und steuern den Campingplatz Diamant Vert bei Fes an. Pünktlich zum Einchecken, es ist auch schon wieder dunkel, regnet es in Strömen. Nütz nix, Dachzelt aufklappen, Happen Essen, Waschhaus aufsuchen. In einer kurzen Regenpause erfahren wir von ein paar Deutschen auf dem Platz, dass die Straße über den Atlas, welche wir morgen fahren wollen, wegen Schnee gesperrt ist! Na prima! Doch Island! Aber wer weiß was morgen wirklich ist…in Shallah! Wir kuscheln uns bei Gewitter in unser gemütliches Zelt, gute Nacht!
5. Tag: Mittwoch, 23.03.2016
Da es immer wieder stark regnet beschließen wir schweren Herzens auf die Besichtigung von Fes zu verzichten. Von der Rezeption wird zudem bestätigt, dass die Straße über Ifrane sicher noch den gesamten Tag gesperrt ist. Also erfährt unser Plan eine kleine Änderung: es geht östlich über Taza auf der A2 bis Guercif und dann auf der N15 Richtung Süden. Wir passieren eine tolle Landschaft mit zerklüfteten Schluchten entlang des Qued (Fluß) Moulouya und entdecken viele schöne Plätzchen, welche toll zum Übernachten geeignet sind.
Aber bissi fahren wir noch, wollen ja Kilometer machen. 🙂 Und wie es immer so kommt, plötzlich wechselt das Bild der Landschaft in eine riesige, flache Steinwüste. Und der Abend naht und kein guter Übernachtungsplatz in Sicht.
Kurz vor dem Ort Missour führt rechts der Straße ein kleine Schottereinfahrt zu einer von Olivenbäumen umgebenen Lehmhütte. Wir fassen uns ein Herz und beschließen zu fragen, ob wir dort „unsere Zelte aufschlagen“ dürfen. Gesagt, getan! Kaum eingefahren kommen drei Männer heraus, drei Hunde an der Kette bellen und unsere Herzen klopfen. Mit ein paar Brocken Französisch und Händen und Füßen versuchen wir unser Anliegen vorzubringen. Anfänglich fragende Blicke verwandeln sich in Verstehen, die rechte Hand wird immer wieder zum Herzen geführt und die Männer geben uns herzlich zum Verstehen, dass wir selbstverständlich ihre Gäste sind. Sie freuen sich alle sichtlich, dass wir da sind. Sofort wird Minztee bereitet und uns, wie üblich mit unglaublich viel Zucker, serviert. Achmed führt uns stolz durch seinen kleinen Olivenhain. Wir plazieren unsere Autos für die Nacht und bekommen noch zwei kleine Tannenbäumchen im Topf als Deko vors Zelt gestellt…voll nett! 🙂
Das Familienoberhaupt lädt uns auch ein bei ihnen in der Stadt im Haus zu Übernachten und zu Essen. Wir lehnen dankend ab, wollen gerne hier bleiben. Dies hat zur Folge, dass Achmed und sein Bruder bleiben „müssen“, um auf uns aufzupassen! Das ist uns gleich ganz peinlich!
Leon und Dennis dürfen dann die Häschen, welche Achmed „züchtet“ streicheln und füttern und Ronja möchte immer ganz aufgeregt „mithelfen“. 🙂
Wir köcheln ein wenig, Achmed bringt uns Brot, genießen den beginnenden Abend. Um 20 Uhr lädt uns Achmed in die Hütte zum Tee trinken und Tajine (Tonschale mit spitz zulaufendem Tondeckel) essen. Soviel Gastfreundschaft ist einfach unglaublich! Achmeds Bruder und sein 15 jähriger Sohn Usamma sind auch da. Im Kreis auf alten Matratzen und ausrangierten Autositzen sitzend, wird Tee getrunken und eine sehr lustige Unterhaltung mit Französisch, Englisch und „Gebärdensprache“ geführt. Usamma lacht herzlich über unser „Gestopsel“. 🙂 Zu später Stunde serviert uns Achmed die auf dem Gaskocher geköchelte Tajine mit Kartoffeln, Gemüse und extra für uns geschlachtetem Huhn! Fladenbrot wird verteilt und jeder schaufelt damit was er erwischt aus der Tajine…sehr lecker!!! Im Anschluß noch Tee und ein wenig „Konversation“, dann geht es zufrieden, satt und müde in unsere Schlafgemächer. Gute Nacht!
6. Tag: Donnerstag, 24.03.2016
Zum Frühstück bringt uns Achmed Tee ans Zelt und natürlich wieder frisches Fladenbrot. Wir bringen im Gegenzug ihm und seinem Bruder Kaffee und Kekse. Die kleinen Häschen werden nochmal gestreichelt und Achmed meint, es darf sich jeder eins mitnehmen. 🙂 Die Freude ist groß, doch wir lassen die Kleinen lieber bei ihren Geschwisterchen, worüber Ronja sehr enttäuscht ist. 😉 Es folgt eine herzliche Verabschiedung und wir bedanken uns tausendmal für Alles. Von dieser Gastfreundschaft können wir noch lernen!!!
Weiter geht es Richtung Midelt und Ar Rachidia in den Bergen, laut Achmed ist der Pass jetzt frei. Eine schöne Straße schlängelt sich durch die Berge, Parkbuchten werden zum Fotografieren und Filmen der tollen Ausblicke genutzt und von den Einheimischen zum Anpreisen ihrer Waren… aus Gras geflochtene Dromedare und Fossilien in allen Variationen.
Mittags erreichen wir den großen Stausee „Barrage Hassan Addakhil“. Wir entdecken eine Schotterpiste, welche uns direkt ans Ufer führt.. optimal für Brotzeitpause! Bei strahlendem Sonnenschein genießen wir unsere Leckereien und den schönen Ort. Plötzlich kommt ein Offroadfahrzeug die Schotterpiste zu uns „herangebrettert“. Ein Marokkaner steigt aus, grüßt freundlich und fängt an Orangen zu Essen. Er schenkt uns auch gleich ein paar Orangen und wir kommen ins Gespräch. Hassan ist sein Name und er spricht sehr gut Deutsch. Wir erfahren, dass er Offroadtouren anbietet, unter Anderem ins Zaf-Zaf-Tal, welches der Orangetrotter voller Begeisterung beschrieben hat. Und welch Zufall… eben genau Hassan hat Helga und Jürgen mit ihrem orangen T3 genannt “Orangetrotter“ durchs besagte Tal geführt. 🙂
Wir bekunden Interesse und verabreden uns im Nahe gelegenen Rachida. Eine Stunde später geleitet uns Hassan durchs Ziz-Tal, eine riesige, sehr schöne Oase, zeigt uns einen eingemauerten Geysir und bringt uns zum Camping Carla kurz vor Erfoud.
Der Platz ist brechend voll mit spanischen Offroadern die in Marokko eine Ralley bestreiten. Nach dem Kochen stößt Hassan wieder zu uns und nennt seinen Preis für die Zaf-Zaf-Tour: er möchte 250 €!!! Damit ist die Tour gestorben. Mit einem Bierchen verabschieden wir uns von Hassan und begeben uns zur Nachtruhe, wobei von Ruhe kaum zu sprechen ist, da die Offroader die komplette Nacht an ihren Fahrzeugen schrauben.
7. Tag: Freitag, 25.03.2016
Am Morgen brechen wir Richtung Erg Chebbi, der großen Düne, auf. In Erfoud müssen wir aber zuerst noch Vorräte „tanken“. Wir entdecken einen Einheimischen Markt, wo wir tütenweise frisches Gemüse und Obst für kleine „Dirham“ erstehen. Unser abendliches Vorhaben zu Grillen führt uns zu einem Stand mit Truthähnen, da André gerne Pute möchte. Der Händler fragt uns wieviel wir brauchen… so genau wissen wir das auch nicht…vielleicht 2 kg??
Sogleich packt der Händler in ein Gatter, zieht einen kleinen, zappelnden Truthahn heraus und setzt ihn in die Waage…2 kg! Wir nicken und schwups ist der Kopf ab, der Hahn in den Brühkessel gesteckt, anschließend in einer großen Trommel „entfedert“…unsere Gesichtsfarbe wird eine deutliche Nuance blasser. 🙂 Als der Händler auch noch ordentlich die Innereien säubert, den Magen ausdrückt, verkündet André, dass er heute Abend nur Gemüse ißt. :-))
Mit unserem Gockel im Gepäck geht es auf holperiger Strecke weiter Richtung Erg Chebbi. Auf der Open Street Map haben wir uns eine 4WD Piste ausgesucht, welcher wir folgen. Kurz nach einem Dorf aus Lehmhütten beginnt dann plötzlich eine Sandpiste, André bleibt kurz stehen zum Orientieren, Roger überholt und …steckt fest! OK, alles kein Problem, wir brauchen ja nur die Luft der Reifen ablassen. Doch was ist das??? Aus allen Ecken und Enden kommen Kinder gelaufen, es werden immer mehr! Ca. 30 Kinder umringen uns, strecken ihre Hände aus und rufen „Chocolat Madam“, „Bonbon“, „Caramell Madam“ Die Situation ist äußerst anstrengend. Beim Öffnen einer Autotüre springen gleich 10 Kinder ins Auto, Bonbons verteilen macht es nicht besser. Irgendwann gelingt es die Kinder mit lustigen „Karatebewegungen“ von den Autos fernzuhalten, so dass die Männer „arbeiten“ können. Mit geringerem Reifendruck und einem kurzen Anschieben kommt Roger frei. Ein junger Marokkaner mit Moped, der auch 4 Sekunden mitgeschoben hat, bekommt ein paar Dirham und Zigaretten, ist aber äußerst unzufrieden mit seiner Entlohnung für die „harte Arbeit“!!! Zurück auf der R 702 haben wir erstmal genug von Kontakt zu Einheimischen und hüten uns stehenzubleiben, wenn Kinder in Sicht sind. Nach einigen Kilometern erreichen wir die Düne Erg Chebbi und wählen unser Nachtquartier bei der Auberge Etoile des Dunes, ein Hotel mit Stellplatz direkt im Sand…das läßt Männerherzen höher schlagen.
Bevor wir richtig stehen werden noch etliche Meter im „großen Sandkasten“ gespielt, d.h. die Autos werden auf ihre Sandtauglichkeit geprüft. 🙂
Außer uns steht am Platz noch eine Gruppe Wohnmobile, welche von Christian mit seinem T3 durch Marokko geführt wird und der Unimog von rainbowjourney.de. Das sind Martin, Stephanie und ihre zwei jährige Sarah, die seit drei Jahren mit ihrem Lkw unterwegs sind. Es wird erstmal ausgiebig geratscht, Ronja wälzt sich freudig durch den Sand und irgendwann fangen Jutta und ich dann doch mal an den Truthahn fürs Grillen zu zerlegen und zu würzen.
André und Dennis unternehmen eine kleine Dünenwanderung und Roger entzündet den Grill, Dromedare ziehen an uns vorbei.
Bis es endlich Essen gibt, ist es schon Dunkel, wir genießen unseren „Gockel“ und die wunderschöne Location, bis es mal wieder heißt: „Gute Nacht unterm Sternenhimmel“.
8. Tag: Samstag, 26.03.2016
Frühstück im Sand, Plan schmieden wie es weiter geht, nochmal kurz mit Martin und Steffi quatschen und los geht‘s. Auf der N 13 Richtung Rissani, an Tankstelle Luft aufpumpen, im Ort Wasser kaufen, weiter Richtung Mecissi, von wo aus wir eine Piste mit Navi befahren, welche vermeintlich nach Fezzou führt. Es geht auf steinigem Weg durch eine unendlich scheinende Mondlandschaft, teilweise wieder mit Sanddurchfahrten, über Berge in eine große Ebene, keine Menschenseele weit und breit. Immer wieder müssen wir schauen, wie der „Weg“ weitergeht, ein echtes Abenteuer.
Am späten Nachmittag finden wir ein nettes Plätzchen in einer Senke mit Akazienbaum, das zum Übernachten einlädt. Wir machen es uns gemütlich, Kochen, Chillen und genießen das kühle Bier. 🙂 Plötzlich hören wir Motorengeräusche!
Zwei Mopeds kommen aus dem Nichts gefahren und treiben ihre Dromedare vor sich her. Sie halten bei uns und fragen erstmal, ob wir Zigaretten haben. Dies verneinen wir, worauf sie noch eine halbe Stunde stehen bleiben und uns zuschauen, bis sie letztendlich weiterfahren. Für uns irgendwie befremdlich. Aber das, was hier alle haben, ist Zeit!
Den Abend beschließen wir mit einem gemütlichen kleinen Lagerfeuer aus gesammelten Ästen…unser Osterfeuer! 🙂
Zufrieden beziehen wir anschließend unsere Nachtlager und kurz drauf rutscht uns das Herz in die Hose: wir hören Motorräder die immer näher kommen! Bewaffnet mit Pfefferspray liegen wir klopfenden Herzens im Dachzelt und wagen kaum zu atmen. Vorbeigefahren! Puh! Was sind wir doch für Schisser!
Gute Nacht!
9. Tag: Ostersonntag, 27.03.2016
Frohe Ostern!!!
Hasensuchen in der Steinwüste, mal was Neues. 🙂 Nachdem alle Hasen und Eier gefunden sind machen wir uns ans gemütliche Frühstück.
Und wiedermal taucht aus dem Nichts eine Mutter mit zwei Kindern auf! Schnell verräumen wir unsere Schokoeier. Wohl ein wenig abgeschreckt von unserem gefährlich wirkenden Hund, setzten sie sich, mit ein wenig Abstand, unter einen Baum und beobachten uns, ohne direkt zu Betteln. Trotzdem ist es uns unangenehm!
Wir brechen deshalb relativ schnell unsere Zelte ab und begeben uns auf die Weiterreise.
Durch die Geröllwüste weiter, wieder auf die N12, an Oasen vorbei, durch kleine Dörfer, wo wir Gemüse kaufen und gut offen abgehangenes Rindfleisch beim Metzger erstehen, bis nach Adgz an der N9.
Dort checken wir im „Camping Kasbah La Palmeraie“ ein. An sich schön mitten im Ort an der Kasbah gelegen, doch obwohl unter französischer Leitung, ist der Platz nicht gut gepflegt und es riecht erbärmlich nach Katzenpippi.
Trotz allem werden Nudeln gekocht und die Murika mit unserem (zähen) Rind bestückt (über die Reste freuen sich Hund und Katz) und wir genießen den letzten gemeinsamen Abend. Und wenn der Muezzin zum letzten Gebet ruft, ist es Zeit für uns….Gute Nacht!
10. Tag: Ostermontag, 28.03.2016
Die Fahrt führt uns vorbei an schönen Aussichtspunkten über den Pass Tizi-n-Tinififft mit 1600 m zu unserem letzten gemeinsamen Ziel Quazarzate.
Dort wird der Supermarché und der Souk zum Einkaufen genutzt und dann heißt es leider Abschied nehmen. Wie gerne wären wir noch gemeinsam Weitergereist, doch leider sind Osterferien auf zwei Wochen begrenzt.
In entgegengesetzte Richtungen fahren wir von dannen. 🙁
Unser nächstes Ziel heißt Dades-Tal. Auf der N10, gleich hinter Quazarzate liegt der Stausee „Barrage el-Mansour-ed-Dahbi“ rechterhand und wir entdecken auf einer kleinen Anhöhe einen T5 4Motion mit Bimobilkabine. Neugierig wie wir sind, biegen wir mal schnell ab um “Hallo“ zu sagen. Wie es immer so ist, wenn man ratscht sind zwei Stunden gar nix. 🙂
Ob der fortgeschrittenen Zeit beschließen wir zu bleiben und nehmen kurzer Hand die Schotterpiste, die direkt zum See führt.
Ein wunderschönes lauschiges Plätzchen mit Grillen- und Froschkonzert wird unser heutiges Nachtlager. Gute „Quak“ Nacht!
11. Tag: Dienstag, 29.03.2016
Nach gemütlichem Frühstück am See geht es weiter auf der N10. Wir passieren etliche, (wie André sie nennt) „Schreihalstürme“, auf deren Spitzen Störche nisten,
an jeder Ecke werden „Produits des Roses“ angeboten und intakte und verfallene Lehmbauten säumen den Weg.
Im „Gorges du Dades“ (Dadestal) angekommen staunen wir über die tollen Felsformationen über dem Qued Dadès welcher das Tal begrünt. Die bekannten Spitzkehren sind unser Wendepunkt;
zurück geht’s, um kurz drauf die Todra-Schlucht „Gorges du Todra“ anzufahren. Gewaltige Felswände links und rechts begeistern und der geschäftstüchtige Marokkaner weiß dies auch zu nutzen: 50 Dirham bitte, für die Durchfahrt! Im kleinen Ort Tamtattouchte beziehen wir den Campingplatz Baddou, sehr nett mit Pool, Berberzelten und kleiner Dachterrasse. Dort genießen wir auch unser Nachtmahl, Tajine mit Hühnchen, serviert bei Sonnenuntergang mit Blick über das Dorf auf die Berge.
Nur von weiten ruft es über die Mauern des Campingplatzes: Dirham Madam!!
Kurz vor dem Schlafen kontaktieren wir noch unsere Bekanntschaft von der Fähre und verabreden uns für morgen. Gute Nacht!
12. Tag: Mittwoch, 30.03.2016
Nachdem wir uns ein wenig am Pool geaalt haben, schlagen um 11:15 Uhr Jürgen, Petra, Peter und Karin bei uns auf. Wir freuen uns sehr über das Wiedersehen und beschließen heute gemeinsam eine 50 km lange Piste durch die Berge vom Todra- ins Dades-Tal zu nehmen.
Bei der Suche nach der Einfahrt in die Piste verunsichern uns ein paar Einheimische mit der Aussage: Gesperrt…zu viel Schnee!!!
Doch wir wagen es trotzdem…In Shallah!
Und werden belohnt! Eine wunderschöne Strecke mit tollen Canyons, viel Fahrspaß und einigen Begegnungen. Tatsächlich kommt uns plötzlich eine Gruppe Jogger mit schmerzverzerrten Gesichtern entgegen…warum machen die das???
Die nächste Begegnung ist eine Gruppe Mountainbiker gefolgt von einem Allradexpeditions-LKW, die alle, Gott sei Dank ein wenig freundlicher Dreinblicken.
Und obwohl wir uns fühlen, als wären wir in der völligen Einsamkeit, ist es äußerst erstaunlich, dass sobald wir stehenbleiben, irgendeiner aus „einem Loch kriecht“, um nach Bonbon, Zigarette, T-Shirt oder Sonst was zu fragen. Doch eine halbe Stunde Brotzeitpause ist uns gegönnt, welche auch Ronja sogleich nutzt, um sich lecker Wurst zu erbetteln.
Zum Vorteil gereicht ihr hierbei, dass Petra und Jürgen die in Marokko erstandene Wurst so gar nicht schmeckt! Über einen kleinen Pass auf 2600 m mit geringen Schneeresten gelangen wir letztendlich,
schon ein wenig erschöpft im oberen Dades-Tal an,
staunen nochmal über die einzigartige Canyon-Landschaft und sind froh, als wir den „Camping Berbère de la Montagne“ erreichen.
Der Platz ist zwar nicht der „Bringer“, aber der Betreiber ist mit seinen wenig hervorstehenden Zähnen und seiner lustigen, voll freundlichen Art eine echte Bereicherung. Wir vereinbaren mit ihm einen Termin wann wir zum Essen kommen können und stellen im Anschluß fest, dass in Marokko doch schon die Uhren umgestellt wurden. Wir speisen in einem kleinen Nebenraum, marokkanisch gemütlich. Das Essen: Suppe + Brochettes de boeuf (kleine Rindfleischspießchen) + Legumes (Gemüse) + Brot + Dessert Joghurt mit Banane…..total viel und sehr lecker und zwischendrin ungewollte Animation des Betreibers. Immer wieder schellt das im Raum befindliche Telefon, doch er versteht anscheinend nix. Winkt danach ab und meint, das war die Frau!
Zufrieden beschließen wir den schönen Tag und klettern in unser Dachzelt. Gute Nacht!
13. Tag: Donnerstag, 31.03.2016
Eigentlich hatte uns das Meer gelockt, doch die Wetterprognosen rieten davon ab, deshalb stand recht schnell die Entscheidung, wir fahren mit Allen, Richtung der großen Düne Erg Chegagga. Also nochmal durchs Dades-Tal, nach Quarzazarte, dort die Rarität „Schapsladen“ aufgesucht, Obst und Gemüse gehortet,
um dann bei 31 Grad auf dem völlig überfüllten Campingplatz Oasis Palmerie in Zagora einzufahren. Dicht unter Palmen gedrängt können wir zu dritt „kuscheln“ und bekommen vom Inhaber sogar einen Tisch und Teppich samt Minztee serviert. 🙂
Nach einer großen Portion Bratkartoffeln mit Tomatensalat und einem 5 l Kanister Rotwein (aus Portugal importiert),
treffen wir auch die zwei netten Münchner mit ihrem Cherokee wieder und in gemütlicher Runde beschließen wir einen gelungenen Abend. Der Muezzin ruft uns in den Schlaf und viele Hunde signalisieren mit ihrem Gebell, dass sie aufpassen. 😉 Gute Nacht!
14. Tag: Freitag, 01.04.2016
Nach dem Frühstück lassen es sich Peter und André nicht nehmen ausgiebig mit Michael von Atlas 4×4
zu quatschen und mit strahlenden Augen seinen Unimog bis ins Kleinste zu besichtigen. Und das dauert! Jürgen rollt mit den Augen und packt irgendwann zusammen… leicht angesäuert, da wir noch nicht mal die heutige Route geplant haben. Nachdem endlich alles erledigt ist rollen wir gen Mhamid el Ghizlane, wo unsere Piste to Erg Chegagga beginnt. Luft wird von den Reifen gelassen und los geht’s! Sand und Steine wechseln, an der ersten richtigen Sandstelle sind Esel und Dromedare geparkt.
Von dort biegt Jürgen, der heute navigiert, nach Norden ab???? Ok, mein Navi spricht Anderes, aber Jürgen ist sich sicher auf dem korrekten Weg zur Düne zu sein. An der Oase Sacree besagt mein Navi:
jetzt nach Süden, letzte Chance, doch Jürgen fährt weiter parallel zur sichtbaren Düne auf übelster Geröll-Wellblechpiste durch wüste Mondlandschaft! Zartes Anzweifeln der Route von den zwei mitreisenden Fahrzeugen wird murrend abgelehnt und er geht sogar soweit, seine gesamten alkoholischen Getränke für uns zur Verfügung zu stellen, falls wir falsch wären! Was aber völlig unmöglich ist, da sein Navi sagt in 6 km stehen wir am Camp Erg Chagagga, direkt an der großen Düne. Ok, wie die Schafe folgen wir unserem Leithammel parallel zur immer sichtbar großen Düne, holper, rumpel die pumpel! Nach 6 km, ihr ahnt es schon, es ist kein Aprilscherz, stehen wir immer noch gleich weit weg von der Düne und ein verzweifelter Jürgen läuft haare-raufend in die Steinwüste. Das ist ihm noch nie passiert! …Ade Alkohol! 🙂 Nun ja, so ist es jetzt halt, wir sind ja selbst schuld, weil wir uns nicht durchgesetzt haben. Ob der fortgeschrittenen Tageszeit suchen wir uns einen Übernachtungsplatz und werden auch fündig: traumhaft windgeschützt unter Palmen mitten in der Geröllwüste!
Spaghetti mit Thunfisch läuten einen wunderschönen lustigen Abend ein, mit einem soooo tollen Sternenhimmel (Klopse am Himmel 🙂 ) und sooo viel Rotwein…ups, bissi viel, hicks! Nacht!
15. Tag: Samstag, 02.04.2016
Beim morgendlichen Blick aus dem Dachzelt stellt sich die Frage: Halluzinationen aufgrund der gestrigen Rotweinverkostung? Nein! Tatsächlich ziehen an unserem Palmenhain gemütlich mindestens 50 Dromedare vorbei.
Nach dem Frühstück bei Vogelgezwitscher und Dromedarröhren geht es querfeldein auf der Suche nach einer Piste Richtung Düne. Ein total netter alter Dromedarhirte mit ledrigen Händen, einem wundervollem Lachen mit zwei Zähnen, aus einem wettergegerbten Gesicht bestätigt uns, dass wir diesmal richtig sind. Direkt durch die große Dromedarherde weiter,
erreichen wir endlich Sand!
Super pflügen wir uns durch die Sandpisten, haben Spaß und probieren übermütig auch die kleinen Dünen zu bezwingen. Kreuz und quer und ups, da steckt der Amarok fest! Jürgen holt die Schippe raus, buddelt wie ein kleiner Maulwurf, bis die Rettung vom Jeep naht!
Endlich kommt die super Warnwinde mal zum Einsatz!
André strahlt, wie ein Honigkuchenpferd! Kleiner Anwendungsfehler und der Jeep wird zum Amarok gezogen, doch Fehler erkannt…Schwups, hat der Jeep den „Wolf“ herausgezogen. 🙂
Kurz drauf hängt auch Karin mit dem Ranger im Sand fest, doch da hilft kurzes Anschieben und es rollt wieder!
Nachdem sich alle gründlich ausgetobt haben geht’s weiter. Wir verlassen den Sand, fahren Geröllpiste bis wir den großen Salzsee Iriki erreichen. 41 Grad, flirrende Hitze, in der Ferne Fata Morgana eines riesigen Wassers….beeindruckend!
Über den See, wieder durch wüste Steinlandschaft finden wir ca. 30 km vor Foum Zguid ein schönes Übernachtungsplätzchen unter einer großen, schattenspendenden Akazie.
Der Platz hat viel zu bieten: viel Sturm, viele Ameisen (Karins Backpulver schafft es, sie im Zaum zu halten) und riesige Monsterzecken….und wir fühlen uns wohl. Eine Hirtin mit ihren Ziegen kommt vorbei, interessiert sich aber nicht für uns, welch eine Wohltat. Jürgen wandert mit seiner Kamera auf den nahe gelegenen Berg und überrascht uns bei der Rückkehr mit tollen Funden…. lauter Steine mit Fossilien! Überall um uns: schwarze Steine mit eingeschlossenen Othoceraten! Sammelfieber bricht aus…alle laufen mit suchenden Blick durch die Gegend, selbst unsere alte Ronja wird angesteckt und sucht…was auch immer. 🙂 Da der Platz in den Autos begrenzt ist, begrenzt sich die Mitnahme auf eine kleine Auswahl…gar nicht so leicht. Da der Wind immer mehr auffrischt und unsere Augenlieder immer schwerer werden, krabbeln alle zeitig in ihre Kojen… Gute Nacht!
16. Tag: Sonntag, 03.04.2016
Nach dem Frühstück geht’s weiter auf übelster Schotterpiste, wo uns bald zwei Ivecos aus Hamburg und Wolfenbütel begegnen. Ein kurzer Ratsch in freier Wildbahn, wir werden gewarnt vor übler Piste….wenn die wüsten! 🙂 In Foum – Zguid angekommen wird Sprit und Luft getankt, ein Einheimischer drückt uns ein Kärtchen mit Werbung für sein Restaurant in die Hand…. Gute Idee, nach all der Wüste freuen wir uns auf ein wenig Zivilisation. Mitten im Ort, nett gelegen, rücken wir Tische in den Schatten und bestellen Huhn, Frites und Salat.
Völlig unerwartet kommt vom Ober die Frage, ob wir Bier möchten! Freudiges: Hallo…Jaaah! Es werden Oliven vom Haus gereicht und, sehr lustig, Bier in Dosen eingewickelt in Alufolie!
In dem Moment ruft auch schon der Muezzin von seinem Turm…oh,oh! 😉 Berge von Essen belagern unseren Tisch, den Abschluß geben Orangen mit Zimt. Wir versorgen uns noch mit Wasser, Obst und Gemüse, dann rollen wir durch eine tolle Berglandschaft, Canoyns mit Oasen zum Camping Hyad in Tata. Angelegt auf drei Terrassen direkt oberhalb des Qued Tata bekommen wir gleich Mecker von einem Franzosen, daß wir ihm die Sicht versperren…geht’s noch? Wir stellen uns weiter rechts in die erste Reihe mit Blick auf Fluß, burgähnliche Dorfruinen, blühenden Oleander, Felsen und Palmen. Ein Schweizer mit Expeditionsmobil hält den Daumen hoch und sagt „Die Schweizer Grenze ist sicher!“ 🙂
Im schwindenden Abendlich gibt es noch Brotzeit, der Wind frischt auf und der gespuckte Olivenkern von Jürgen landet direkt auf Petras Backe. Das Gelächter ist groß! Der Muezzin ruft, wir beziehen unsere Zelte doch an Schlaf ist nicht zu denken. Inzwischen stürmt es dermaßen, dass wir befürchten unser Zelt fliegt weg. Jürgen parkt die Nacht dreimal um und klappt letztendlich sein Aufstelldach ein. Keine gute Nacht!
17. Tag: Montag, 04.04.2016
Zeitig am Morgen, es windet immer noch, klappen wir unser Zelt ein. Als wir schon mit Frühstück fertig sind krabbeln Peter und Karin aus ihrem Nest und sind erstaunt über die Erzählungen unserer nächtlichen Sturmerlebnisse…sie haben gar nichts gemerkt! Gesegneter Schlaf! Nach einem kleinen Spaziergang mit Ronja am Fluß,
starten wir zu unserer langen Etappe von 337 km nach Sidi Ifni…wir wollen alle ans Meer. Vorbei an tollen Felsformationen, Dromedarherden, verschleierten Frauen, Männer in Kapuzengewändern, winkenden Kindern in Boss T-Shirts. In den Oasen herrscht Waschtag am Fluß, die Wäsche wird über alle Büsche und Sträucher verteilt zum Trocknen aufgehängt…ein sehr farbenfrohes Bild! In den Dörfern sind vor den Geschäften die Esel angebunden und überall Stände mit frischem Obst und Gemüse. In der großen Stadt Guelmim füllen wir im Marijane-Supermarkt noch unsere Vorräte auf, vorbei an Mesti erreichen wir den Camping el Barco in Sidi Ini. Ein großer schmuckloser Platz mit vielen Wohnmobilen aufgereiht hinter einer Mauer, welche das Meer verdeckt.
Eher ernüchternd! Egal, wir kochen, genießen den Rotwein, den Sternenhimmel und das Meeresrauschen. Gute Nacht!
18. Tag: Dienstag, 05.04.2016
Nachdem wir mal so richtig genüsslich ausgeschlafen haben, regnet es leider etwas, womit der Strandtag zum Stadtbesichtigungstag umdeklariert wird.
Über zahlreiche Stufen mit guten Ausblicken,
erklimmen wir den Hügel, auf welchem der Stadtkern liegt. Dort angekommen führt uns der erste Gang in den Marché Municipal, wo von Souvenirs, Kleidung bis Dromedarfleisch, Fisch, Ziegenköpfen so ziemlich alles angeboten wird.
In einer netten kleinen Bäckerei erstehen wir noch feine Nußecken,
welche den Campingplatz nicht mehr erreichen…wups, weggemümmelt! 🙂
Der Rest des Tages ist dem Erholen gewidmet: Essen, Strandspaziergang, Trinken. 🙂
Highlight des Tages ist ein glattrasierter Jürgen… er hat sich beim örtlichen Barbier unters Messer gelegt und ich sag nur: „Babypopo!“ 🙂 Gegen Abend kommt noch ein Einheimischer namens Nabil vorbei, der total kunstvoll, freihand Karin und Peters Auto bemalt. Echt super!
Der Abend und die Nacht fallen etwas unruhig aus, da der Sturm fegt. Nur eine schnarcht ruhig und friedlich: unsere Ronja!
19. Tag: Mittwoch, 06.04.2016
Müde brechen wir am Morgen unsere Zelte ab, es geht nach Leghzira. Wir erwarten schöne Felsbögen im Meer und ein nettes Übernachtungsplätzchen. Wir finden einen relativ schmutzigen Strand, Cafébuden, deren Besitzer um Einkehr werben und es ist Flut, was die Besichtigung der Felsformationen ziemlich erschwert. Jürgen klettert tapfer auf unwegsamen Strandgelände herum und erhält als Dank eine „Ganzkörperdusche“! 🙂
Dann ist es soweit. Wir gönnen uns noch einen Kaffee,
haben eine putzige Hundewelpenbegegnung,
doch es hilft nix, es heißt Abschied nehmen. Wir sind richtig traurig! Jürgen, Petra, Karin und Peter fahren weiter Richtung Norden, wir haben noch bissi mehr Zeit, deshalb steuern wir den Süden an.
Noch kurz die Felsen von oben betrachtet,
ein paar schweizer Paraglidern zugeschaut, weiter nach Guelmim, danach eine ewig lange Strasse durch Hügel im Nichts
bis zur Endstation Echatea El Abied am Plage Blanche. Dort gibt es nur einen Militärposten, welcher an einer Fahne zu erkennen ist, ein ewig langer Sandstrand und eine Flußmündung.
Wir fahren über eine Piste Richtung Wasser, wo wir ein wunderschönes Plätzchen direkt am Fluß, windgeschützt, hinter einer Düne mit Blick aufs Meer entdecken. Hier wollen wir bleiben! Bei leckeren Nudeln und Wein genießen wir den Sonnenuntergang.
Plötzlich, es ist schon dunkel, kommt ein Auto gefahren und hält ein paar Meter vor uns an! Mal wieder rutscht uns das Herz in die Hose! Zwei dunkle Gestalten steigen mit Tüten bewaffnet aus, rufen uns etwas zu: könnte sich um „ami“ handeln, was Freund heißen würde??? Zwei bleiben im Auto, Musik wird aufgedreht, Autotüre auf, Autotüre zu… wir lehnen uns zurück! Nach etwa einer Stunde fährt das Auto weg, woraufhin wir in eine ruhige Nacht bei Wasserplätschern mit Fischsprüngen zusteuern. Gute Nacht!
20. Tag: Donnerstag, 07.04.2016
Unser heutiges Ziel: Strand 🙂
Die Sachen gepackt ziehen wir los, vorbei an Trottellummen, Möwen
und unbekannten Vögeln, krempeln die Hose hoch, um die Lagune zu queren, Ronja belächelt uns. 🙂 Am Strand lassen wir uns gemütlich nieder und Ronja kann endlich ihren Leidenschaften Wasser, Steine, Buddeln, Wälzen frönen. 🙂
Einheimische marschieren einsam an uns vorbei…aus dem Nichts ins Nichts?
Familien kommen, picknicken, spielen Fußball und wir erfahren, dass „heute“ Ferien sind.
Der Tag wird mit Chillen an unserer Lagune beschlossen, purer Genuss! 🙂
Gute Nacht!
21. Tag: Freitag, 08.04.2016
Wieder ein Strandtag mit Sonne pur, nur dass wir heute völlig allein sind.
Nach dem Abendessen führt uns unser Weg weg vom Meer entlang des Flußes, um einer Beobachtung nachzugehen. Meine alten Augen haben mich nicht getäuscht, tatsächlich stehen in einer Flußbiegung fünf Flamingos. Die Freude ist groß, so etwas sieht man nicht alle Tage. 🙂
Zurück am Auto beschließen wir unseren letzten Abend bei Kerzenschein und Ouzo. Gute Nacht!
22. Tag: 09.04.2016
Unsere Vorräte und unser Zeitplan sagen: Weiterreisen! Ein wenig wehmütig verabschieden wir uns von unserem Traumplatz. Zurück über die lange Sackstrasse, Dromedare kreuzen unseren Weg,
erreichen wir erneut Guelmim
mit seinem großen Marijane-Supermarkt. Dort füllen wir unsere „Lücken“ mit vielen Leckereien auf. Drei verschleierte junge Frauen mit 6 Kindern im Schlepptau haben großen Spaß mit uns „Exoten“ in kurzen Hosen. Auf Nachfragen sind wir natürlich bereit uns mit der ganzen Rasselbande auf ihren Handy’s verewigen zu lassen. 🙂
Am Ende des Tages checken wir auf dem Campingplatz Aglou Plage ein.
Dort begegnet uns zum dritten Mal der nette Ostdeutsche vom Erg Chebbi und Sidi Ifni. Marokko ist doch ein Dorf! 🙂
Gute Nacht!
23. Tag: Sonntag, 10.04.2016
Ein bedeckter Tag begrüßt uns, doch nach einer kühlen Strandwanderung am Nachmittag,
bricht plötzlich die Sonne durch. So können wir noch angenehm bruzzeln, lesen, mümmeln…bis der Muezzin ruft: Gute Nacht!
24. Tag: Montag, 11.04.2016
Bei strahlendem Sonnenschein brechen wir gen Norden auf. Auf unserem Weg erstehen wir in einem Bioladen leckeres Arganöl, welches aus den Fruchtkernen der ringsherum wachsenden Arganien gewonnen wird.
Nach 70 km müssen wir immer wieder unsere Augen zusammenkneifen…eine Fata Morgana??? Nein, tatsächlich sammeln links und rechts der Strasse Einheimische in Leuchtwesten den Müll ein! Und verbrennen ihn auch gleich!
Man merkt, dass wir uns Agadir nähern. Der Verkehr wird immer dichter und chaotischer und wir sind heilfroh als wir die Stadt hinter uns lassen können.
Die anschließende Küste ist umso sehenswerter.
Wieder ein Stück im Landesinneren, passieren wir zahlreiche Bananenplantagen und natürlich gleich im nächsten Dorf zig Strassenhändler, welche die kleinen süßen Bananen anbieten. 1 kg geht in unseren Besitz über und wird gleich zur Hälfte „vernichtet“! Durch kurvige hügelige Straßen geht es weiter, bis plötzlich ein Weißgekleideter winkend auf die Straße läuft. André ignoriert dies, schaut gar nicht richtig hin, „ist eh nur ein Bettler oder Verkäufer“! Mir rutscht das Herz in die Hose und ich schrei „Halt an! Polizei!“ André tritt auf die Bremse und wir können ein paar Meter hinter dem Motorradpolizisten anhalten. Der schicke weißuniformierte Beamte kommt zu uns mit seiner Laserpistole, deutet auf die Zahl „68“ und wiederholt mehrmals, dass wir zu schnell waren! Freundlich teilt er uns mit, dass wir 300 Dirham bezahlen müssen! Bewundernd läuft er um unseren Jeep, schwärmt wie toll dieser ist, aber es tut ihm leid, zu schnell, 300 Dirham! André muss aussteigen und ihm zum Motorrad geleiten. Er gibt ihm die 300 Dirham, …der fragt wo kommst du denn her…Allmagne…oh, trés bien….gibt André die 300 Dirham wieder…André freut sich, will zum Auto gehen… der Beamte wieder no, no, will das Geld wieder… André sagt 200 … Polizist, no, 300… André gibt 300 … Polizist geht zum Motorrad… überlegt… gibt André 200 zurück und sagt er soll langsam fahren und immer anschnallen!!! Nach einer von uns geschenkten Schachtel Zigaretten winkt er uns freudig nach und wir sind um ein Erlebnis reicher. 🙂 Unsere heutige Etappe endet am Camping Kaouki Beach, nett angelegt und nur 100 m hinter einem sehr schönen Strand.
Rund um den Platz „wohnen“ viele wilde Hunde, vor dem Tor sind drei putzige kleine Welpen
und am Platz besucht uns die völlig ausgemergelte Hundemamma. Unmöglich Ronja zu Füttern ohne ihr auch heimlich was zu geben! Sobald der Platzwart sie sieht, wird sie sofort vertrieben!
Nach Reis mit Gemüse, einer schönen Strandwanderung und gechilltem Rumhängen heißt es wieder: Gute Nacht!
25. Tag: Dienstag, 12.04.2016
Marokkanische Sonne begrüßt uns, der Platzwart bietet Semmeln an, der Gemüsehändler kommt, wir kaufen frisches Gemüse, fragen nach Fisch: „Morgen, Inshallah!“ Er fragt nach Schuhen und T-Shirts: „Nächstes Jahr, Inshallah!“ Die Hundemamma kommt Frühstück abholen. 🙂
Endlich fertig für den Strand! Ronja ist in ihrem Element: Wasser, Sand, Steine…Jippeeh!
Wir richten es uns gemütlich ein, spielen und Ruhen. Wilde Hunde umringen uns,
gehen mit ins Wasser, Ziegen ziehen an uns vorüber, Dromedare ziehen vorbei, Pferde ziehen vorbei, Kühe ziehen vorbei, … ganz schönes Geziehe 😉 Zurück am Platz kommt wieder unsere Hundemamma zum Essen, dann kommt der Gebäckhändler und bringt leckere Süßigkeiten von „Fatima selbstgemacht“. Geht’s uns gut!
Mit Essen und Lesen beschließen wir den Tag. Gute Nacht!
26. Tag: Mittwoch, 13.04.2016
The same procedure as yesterday! Alle Händler kommen wieder + Teppichhändlerin, Hundemamma kommt freudig jaulend zum Essen, wir frönen dem Strandleben,
dem Essen und dem Faulenzen.
Der Muezzin ruft ziemlich müde zum Gebet! Gute Nacht!
27. Tag: Donnerstag, 14.04.2016
Ein letztes Mal füttere ich unsere „Mamma“ und die Gedanken, was wohl aus ihr wird, stimmen mich bissi traurig. Dann brechen wir auf, Richtung Marrakech! Unterwegs dürfen wir noch das Phänomen der baumkletternden Ziegen bewundern.
Autofahren in Marrakech: ein echtes Abenteuer! Mehrspurig Autos, Mopeds, Kutschen, Fußgänger, Fahrräder, Eselkarren, in falscher Richtung durch den Kreisverkehr..alles kreuz und quer, sobald die Ampel, auf grün schaltet fangen alle an zu Hupen! An einer Ampel hält links neben uns ein Mopedfahrer, grinst uns mit braunen Zähnen an und ruft fröhlich durchs offene Fenster: „much traffic in Marrakech!“ 🙂 Stolz es problemlos geschafft zu haben, parken wir direkt in der Innenstadt bei der Koutoubia – Moschee.
In 5 Minuten stehen wir am bekannten Platz der Toten, die Place Jemaa el Fna.
Erzähler, Schlangenbeschwörer,
„Affenbändiger“, Henna-Tätowiererinnen, Wahrsager, Schuhputzer und vieles mehr bevölkern den Platz. An unzähligen Ständen werden Orangensaft und Trockenfrüchte angeboten und natürlich überall Souvenirs, Souvenirs, Souvenirs…!
Rund um den Platz sind mehrere Eingänge in die rießigen Souks,
und es juckt uns in den Fußsohlen, doch leider ist es mit unserer alten Dame Ronja nicht möglich so viel zu laufen. Kurz begehen wir die Eingänge, staunen über das bunte Treiben und die verschiedenen Waren
die feilgeboten werden. Direkt am Platz setzen wir uns in ein nettes Straßenrestaurant, gönnen uns ein günstiges Menü mit Tajine/Couscous mit Hühnchen,
Salat, Tee und Gebäck. Bestimmt fünf mal kommt ein Marokkaner vorbei der uns Uhren anbietet, wir lehnen dankend ab. Ein Franzose, welcher am Nachbartisch sitzt, hat schon an jedem Handgelenk eine. Lachend meint er „eine Pariszeit – eine Marokkozeit.“ 🙂 Voll bepackt mit Eindrücken schlendern wir zurück zum Auto, um uns durch dichten Verkehr aus der Stadt zu schlängeln. Hinter Marrakech in Richtung Quarzazarte liegt unser abendliches Ziel der „Camping Car Maroc“. Die Koordinaten aus unserem Womo-Führer leiten uns über eine Schotterpiste ins… Nichts! Wir suchen weiter, entdecken Schilder, die mit einer Schildkröte auf einen Platz namens „Manzil de Tortue“ hinweisen und folgen diesen. Über Schotter, durch kleine Dörfchen, Einheimische machen Zeichen mit der Hand als ob sie sagen wollen „Oh, oh, lieber hier nicht weiter…Gefährlich!“ Unbeirrbar fahren wir, bis wir im staubigen Nirgendwo vor einem großen verschlossenen Eisentor an hohen Mauern ohne Schild stehen… mit Fragezeichen in unseren Gesichtern?! Plötzlich, wie von Geisterhand, „Sesam öffne dich!“, geht das Tor auf! Dahinter: ein kleines Paradies! Wunderschöne Blumenanlagen,
Bougainville in allen Farben,
Teich mit Fröschen, nette kleine parzellierte Plätzchen, schöne Sanitäreinrichtungen und ein traumhafter Pool.
Dieser wird sogleich getestet… brrr! Sehr frisch, aber toll! 🙂 Gemütlich lassen wir den Abend ausklingen und sind erstaunt, wie laut Frösche quaken können. Selbst der Muezzin, der lauthals, lange, sehr melodiös dagegen ansingt, hat keine Chance! 😉 Na, gute Nacht!
28. Tag: Freitag, 15.04.2016
Morgens, wir liegen noch im Dachzelt, klopft es unten zaghaft ans Auto…häh? Was ist jetzt los? Ich öffne das Dachzeltfenster…niemand mehr zu sehen…aber auf unserem Tisch liegen zwei frische Brötchen, Service des Hauses! Welch nette Überraschung!
Den Tag verbringen wir mit Sonnen, Pool, Lesen, Essen, Trinken…Genießen! Abends fährt ein roter T3 auf den Platz… Peter aus der Nähe von Hof. Bei einer von ihm spendierten Flasche Weißwein ratschen wir gemütlich bis Mitternacht. Gute Nacht.
29. Tag: Samstag, 16.04.2016
Nach leckerem Frühstück mit frischen Brötchen, brechen wir auf zum 200 km entfernten Ouzoud. Unterwegs wollen wir noch Gemüse kaufen, doch es ist eigenartig…heute gibt es in jedem Ort durch den wir kommen nur Obst!?
Selbst größere Märkte, kein Gemüse! Irgendwann finde ich wenigstens Kartoffeln. 🙂 In einer Apotheke versuche ich Novalgin-Zäpfchen für Ronja zu erstehen, leider ohne Erfolg. Doch der Apotheker ist sehr nett, er erzählt mir gleich von seinem Bruder in Düsseldorf.
Kurz vor Ouzoud, biegen wir auf die Piste zum „Camp Wallhalla“, eine Art Feriencamp von deutschen Auswanderern. Marie, die Tochter des Hauses, begrüßt uns und zeigt uns den Platz, begleitet von den zwei Hunden Joy und Bender. Sprechen noch kurz mit Jane, der „Chefin“, um dann zu den nahegelegenen „Cascades d’Ouzoud“, den größten und schönsten Wasserfällen Marokkos, zu fahren. 100 m stürzen Wassermassen tosend über mehrere Stufen in die Tiefe.
Begeistert folgen wir den Besichtigungswegen entlang etlicher Verkaufsstände, um auf einer Aussichtsplattform auch noch einige Berberaffen bestaunen zu können.
Ebenso skeptisch wie die Einheimischen, schauen sie nach Ronja und trauen sich nicht zu Betteln. 🙂
An einer Bude mit Fossilien, erstehen wir noch einen Kettenanhänger mit Orthoceraten, da wir erfahren haben, dass Leon’s leider kaputt gegangen ist. Von den geforderten 80 Dh bezahlen wir Dank André’s Verhandlungsgeschick nur 10 Dh.
Zurück auf „Wallhalla“ begrüßt uns Nils, der Herr des Hauses, zeigt uns noch das Gemeinschaftszelt,
stellt uns einen Hot-Spot ein, und nach Kochen und Essen
genießen wir einen lauen, ruhigen Abend. Gute Nacht!
30. Tag: Sonntag, 17.04.2016
Nach dem Frühstück beschließen wir ein wenig zu Wandern. Nils beschreibt uns den Weg zum Fluß „Qued el-Abid“ und über rote Hügel steigen wir hinab zum kühlen Nass.
Einheimische warten im Schatten mit ihren Eseln auf eventuelle „Reit-„Kunden. Eine wunderschöne Natur mit den verschiedensten Vogelarten breitet sich vor uns aus.
Ronja hingegen stürzt sich freudig in die Wassermassen, taucht Steine und wälzt sich genüsslich im roten Sand und in der klettendurchsetzten Wiese! Hurra!!! Wir besitzen ab jetzt einen braunen Hund, geschmückt mit tausend kleinen Pflanzenperlen!
Zurück durch warmen, roten Sand, wird gegessen, dem Muezzin und dem schnarchenden Hund gelauscht, um dann selbst in einen zufriedenen Schlaf zu sinken. Gute Nacht!
31. Tag: Montag, 18.04.2016
Ein wundervoll sonniger Tag begrüßt uns. Nils Beschreibung folgend, wandern wir auf die andere Seite des Tals über rote Hügel,
durch uralte Olivenhaine, entlang eines sandigen Flussbetts, um eine Quelle zu finden. Erst entspringt nur ein Rinnsal,
dann erreichen wir ein großes betoniertes Becken mit viel Wasser, Fischen und zu unserer großen Freude auch ganz vielen Schildkröten.
Weiter am Fluss entlang finden wir ein herrliches Fleckchen Natur, wo wir uns gemütlich niederlassen. Ronja ist ganz aufgeregt mit Frösche
jagen beschäftigt, André jagt derweilen Fotomotive, wie Krebse,
Fische, Vögel, Libellen
und auch Frösche.
Ich lasse meine Füße ins Wasser baumeln und freu mich, dass meine Liebsten Spaß am Jagen haben. 🙂
Mit einem schwarz-rot-golden, von der Landschaft gekennzeichneten Hund, kehren wir ins Camp zurück.
Nach einer warmen Dusche, Spaghetti und kaltem Bier haben wir fast das Gefühl wir sind im Urlaub! 😉 Nach einem ausgiebigen Plausch mit Nils, folgen wir dem schnarchenden Aufruf unseres Hundes ins Dachzelt. Gute Nacht!
32. Tag: Dienstag, 19.04.2016
Da die Wetterprognosen für die Küste auf „Sturm“ stehen, beschließen wir noch einen weiteren Tag zu bleiben. Heute wandern wir bis zur Quelle des „Qued el-Abid“, erfreuen uns erneut an der tollen Natur.
Am späten Nachmittag beginnt es zu tröpfeln, es kühlt deutlich ab, beste Bedingungen, um das Gemeinschaftszelt zu erproben. Bei Tee und Lektüre wird es definitiv für gut befunden!
Dicke Regentropfen prasseln uns in den Schlaf. Gute Nacht!
33. Tag: Mittwoch
Heute heißt es 560 km fahren! Durch eine tolle Berglandschaft, vorbei an dem schönen Stausee „Barrage Bin-el-Quidane“
erreichen wir Beni-Mellal, wo wir unsere Vorräte im großen Marijane wieder auffüllen. Die Berge liegen hinter uns und vor uns eine rießige Ebene mit Landwirtschaft.
Bei Sonnenuntergang erreichen wir Moulay Bousselham an der Küste und checken dort im Camping International ein. Auf diesem großen Platz stapeln sich die Wohnmobile hinter einer Mauer mit Stacheldraht,
welche den Platz vor der wunderschönen Lagune „schützt“. Nicht wirklich einladend. Vor Allem kümmert sich sichtlich niemand um die Instandhaltung dieses Platzes. 3 von 4 Waschhäusern sind verfallen und große Teile des Platzes verwuchern. Sehr schade. Ob der fehlenden Alternative bleiben wir, mümmeln noch schnell einen Salat mit Tee, um dann zu sagen: „Na, Gute Nacht!“
34. Tag: Donnerstag, 21.04.2016
Zur Freude von Ronja, machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zum Strand.
Durch den netten Ort, wo gerade Erdbeerfest gefeiert wird, erreichen wir den wirklich schönen Sandstrand.
Ronja spielt ausgelassen in Meer und Sand, wir wärmen uns in der Sonne.
Irgendwann spricht uns ein hübsches einheimisches Mädchen an, ob sie den Hund streicheln darf. Sie freut sich, lacht immer, setzt sich zu uns in den Sand und fragt uns in gebrochen französisch, arabisch, händisch und füßisch Löcher in den Bauch. 🙂 Sie heißt Nadja, ist 15 Jahre alt, ihr Vater trinkt und die Mutter ist verrückt und seit vielen Jahren weg. Und sie liebt unseren Hund „Runja“! Ob wir sie vielleicht adoptieren könnten? Nein, naja, auch nicht schlimm! Ob sie uns zum Campingplatz begleiten darf? Misstrauen über Bord, ja klar! Stolz marschiert Nadja mit „Runja“ an der Leine durch den Ort, macht andere Einheimische, welche uns was verkaufen wollen, zur Schnecke und grinst über beide Ohren. Am Campingplatz angekommen gibt sie uns „Runja“ zurück, jeder bekommt ein Küßchen auf die Wange und weg ist sie. Welch‘ tolle Begegnung! Leider haben wir kein Foto gemacht, aber die Begegnung ist im Herzen gespeichert.
Die Zubereitung unserer erstandenen frischen Fische erfordert unsere gesamte Aufmerksamkeit,
bis plötzlich ein Leibziger Toyota neben uns auf den Platz rollt.
Gleich wird geratscht und nachdem sie nochmal abgezogen sind, einen anderen Platz zu begutachten (geschlossen), kommen sie wieder und richten sich neben uns ein. Heike, Frank und ihr Schäferhund Freddy sind auch am Ende ihrer Marokkoreise. Bei Tee und leichtem Nieselregen tauschen wir Erlebnisse aus, bis der Muezzin ruft. Gute Nacht!
35. Tag: Freitag, 22.04.2016
Ein letzter Tag am Strand ist unser Plan, doch leider kann Ronja nicht laufen. Ihre Hüfte macht ihr so zu schaffen, dass sie nicht aufstehen kann. André trägt sie mit zum Strand, doch selbst ihr geliebtes Wasser bringt sie nicht hoch.
Traurig reisen wir zu unserem Ausgangsplatz, dem Camping Achakar.
Dort angekommen besichtigt André die nebenan gelegenen Herkules-Grotten
und nach dem Essen erlebt er am Strand einen herrlichen Sonnenuntergang.
Ronja und ich halten am Platz die Stellung.
Unsere letzte Nacht in Marokko ist gekommen. Gute Nacht!
36. Tag: Samstag, 23.04.2016
Zeitig am Morgen brechen wir auf, vertanken unsere Rest-Dirham und checken in Tanger-Med am GNV- Schalter ein. Das schon bekannte Prozedere: Essensgutscheine anfordern, Zettel für Polizei ausfüllen, zur Polizeikontrolle, neu ist, dass das Auto gescannt wird. Alles verläuft reibungslos, wir können uns vor der Fähre einreihen. Die Wartezeit wird mit Ratschen versüßt. Das österreichisches Rentnerpaar Renate und Wolfgang, unterwegs mit einem Bremach + Kabine, waren gerade ein halbes Jahr in Marokko unterwegs. Davor haben sie den Iran bereist und schwärmen in den höchsten Tönen. Die Begeisterung ist ansteckend und wir schmieden schon Pläne für unsere nächste Reise. Auch Frank und Heike reihen sich mit ein. Am Einfahrtskreisel wird Ronja und Freddy noch die Möglichkeit der Erleichterung geboten, welche nur Freddy nutzt! Um 14:15 Uhr dürfen wir auf unser Schiff,
mit Spiegeln werden nochmals die Autos von unten kontrolliert, doch erst um 17:30 Uhr, mit 1 1/2 Stunden Verspätung legen wir ab.
Um 19:30 Uhr humpelt unsere Ronja an Deck, erleichtert sich problemlos, so dass wir um 20 Uhr beruhigt Frutti di Mare mit Pommes und Weißwein zu uns nehmen können. Und dies zusammen mit dem Hamburger Pärchen, welches wir mit ihrer Bimobilkabine hinter dem Salzsee getroffen haben… Marokko ist eigentlich ein Dorf! Erledigt fallen wir um 22 Uhr in unsere Kojen. Der Muezzin fehlt, aber trotzdem: Gute Nacht!
37. Tag: Sonntag, 24.04.2016
Der Tag verläuft, wie so ein Tag auf einer Fähre verläuft: Essen, Duschen, Trödeln, Essen, Ratschen, Kaffeetrinken, Sonne an Deck genießen, Ratschen mit Heike und Frank,
Lesen, Essen, Chillen, Ratschen…..Gute Nacht!
38. Tag: Montag, 25.04.2016
The same procedure as last day! …
nur dass wir gegen 18 Uhr in Genua anlegen! Eine völlig reibungslose, schnelle und unspektakuläre Einreise.
Dann heißt es Kilometer machen. Wir fahren und fahren und fahren, machen mal kurz Pause, um dann wieder zu fahren, …! Irgendwann gegen Morgen erreichen wir unser Zuhause und fallen erledigt in unser geliebtes Wasserbett! Gute „Nacht“!
Fazit: Marokko ist eine Reise wert! All unsere Ängste im Vorfeld waren unbegründet, wir haben uns sicher und wohl gefühlt in diesem schönen Land!
Klar, sind die Menschen anders als wir, die Kultur ist uns fremd, aber wir wurden oftmals mit mehr Herzlichkeit und Gastfreundschaft empfangen, als wir es bei uns kennen. Da können wir noch lernen!
Natürlich hat uns teilweise die Bettelei genervt, aber ich denke, dass dies durch ein unüberlegtes Verhalten der Touristen gefördert wird. Man muss keine Bonbons aus dem fahrenden Wohnmobil auf Kinder werfen!!!
Schwierig für die Landbevölkerung ist wohl auch der rasante Einzug der neuen Medien. Auf jeder der ärmsten, verfallenen Lehmhütte befindet sich eine Satellitenschüssel, auf seinem Eselkarren hat jeder ein Handy am Ohr.
Das Bild, dass sich einem oft bietet, mutet eher grotesk an. Und fraglich, ob die „Informationen“, welche damit übermittelt werden so hilfreich sind!?
Die unterschiedlichen, teilweise unberührten Landschaften, die wir erkunden durften haben uns begeistert. Wir kommen wieder, „In Shallah“!
Richtig geile Seite. Großes Kompliment.
Toller Reisebericht aus Marroko. Wir wollen 2018 eine geführte Tour dorthin machen. Euch weiterhin viel Spaß und allzeit gute Fahrt.
Ein sehr schöner und ob der Kürze des täglichen Geschehens gut zu lesender Bericht, weil fast 40 Tage Reise wollen ja auch beschrieben werden, ohne dass es langweilig wird! Gelungener Einblick in eine individuelle Begegnung mit Land und Leuten!
Wieder super gemacht!!! Interessant und auch humorvoll, so lässt es sich auch gut lesen, ohne dass es anstrengend wird. Wirklich toll!!
Weiter so.
Liest sich besser als jeder Reiseführer. Man kann euch eigentlich um diese Reise nur beneiden eure Nachbarn